Das Erleben von Weite und Verbindung in der gegenwärtigen Zeit

von Lutz Franken

Das Zeitgeschehen spiegelt in vielen Bereichen regelrecht ein Zurückgeworfenensein des Menschen auf sich selbst. Angst, Isolation und spaltende Kräfte nehmen uns vielfach die Luft zum Atmen und verstärken das Erleben von Trennung und Einsamkeit. Wie aber findet man zu  einem gesunden Erleben von innerer Weite und einender menschlicher Verbindung?

Jeder Mensch erlebt und prägt die Luft und den atmosphärischen Raum

Das gegenwärtige Coronageschehen wird wohl an keinem in der Zivilisation lebenden Menschen spurlos vorübergehen. Gerade das Sozialleben und das damit natürliche Bedürfnis nach Zwischenmenschlichkeit und emphatischer Begegnung wird zur Durststrecke und erschöpft zusehends den Menschen bis hinein in seine Immunität.

Wir alle atmen die gleiche Luft, haben häufig sogar Angst deswegen, weil diese ja kontaminiert sein könnte. Wir schützen uns durch Abstandhalten, Maskentragen, Rückzüge und folgen weiteren diesbezüglichen ‚Geboten‘. Wir befinden uns in einem gemeinsamen Luftkreis der uns Menschen verbindet. Diesen aber erleben wir selten als verbindenden Raum, gegenwärtig wohl mehr als Bedrohung. Der Mensch zieht sich zurück. Es ist eine tiefe Wahrheit, dass dieser Luftkreis von jedem einzelnen von uns nicht nur physisch durch seinen Atem geprägt wird oder eben durch die Emissionen der Autos oder der Industrie, sondern seelisch betrachtet geben wir als Mensch in jedem Augenblick diesem gemeinsamen Raum unsere spezifische Prägung und zwar durch unsere Gedanken, unsere Gefühle, wie auch durch unsere moralischen Intentionen und Handlungen – ganz gleich ob diese bewusst oder unbewusst sind. Dieser Wahrheit, dass der Mensch immerfort durch sein tätiges Bewusstsein auf den umgebenden atmosphärischen Raum einwirkt ist man sich leider selten bewusst. Wir alle wissen es, wie es sich anfühlt, wenn wir in einem Raum mit Menschen eintreten und dieser eröffnet entweder eine lichtere und angenehm aufnehmende Atmosphäre, hingegen zu der Erfahrung, dass wir an anderer Stelle Enge, Beklemmung, Schwere und regelrecht seelische Atemnot erleben können. 

In vielen digitalen Wetterkarten wird mittlerweile die Luftqualität angezeigt, von sehr gut über gut, bis mittel oder gar schlecht. Es wäre wohl hypothetisch gedacht gar nicht so weit hergeholt, wenn es eine Art Qualitätsmesser für die Luft oder in diesem Sinne den atmosphärischen Raum geben würde, welche seelisch gesprochen die ‚Luftqualität‘ wiedergeben würde, wie sie auf den Menschen einwirkt.

 

Die Wirkungen von Suggestionen und Ängsten über die Medien und ihre Wirkung auf den Luftkreis und den einzelnen Menschen

Der Mensch macht sich heute wenig Vorstellungen davon, wie wesentlich die atmosphärische Luftqualität, also die seelisch aufgeladene Luft auf den Menschen kollektiv einwirkt. Gerade das Coronageschehen wie es über die Medien in erschreckender Einseitigkeit über die Situationen berichtet wirkt wie eine massive Antenne, welche in jedem Augenblick die Qualität dieses gemeinsamen Luftraumes beeinflusst. Oft aber ist der Bürger so überfordert, nicht selten auch verängstigt oder gar durch die vielen Informationen so überladen, sodass er diese gar nicht mehr in ihrer Qualität unterscheiden kann und sie daher oft passiv übernimmt oder ihnen scheinbar gleichgültig gegenübersteht. Dennoch aber haben sie eine deutlich Wirkung und Einflusssphäre auf den Menschen.

Es lässt sich sagen, dass je weniger der Mensch sich eigenständig in seinem wachen, wahrnehmenden und anschauenden Bewusstsein gegenüber der Zeit aufrichtet, desto stärker wird er den vielen Massensuggestionen ausgesetzt sein und bewusst oder unbewusst Ängste und nicht selten moralisierende Informationen in sich hineinnehmen. Die Not der gegenwärtigen Zeit mit ihren sehr manipulativen und suggestiven Einflüssen fordert die einzelne Individualität genabgenommen zu einer größeren Bewusstheit und einer mutigen, eigenständigen Anschauungsbildung gegenüber dem Zeitgeschehen auf um nicht den kollektiv geprägten Luftströmen gänzlich zu unterliegen und nur weiter in apathische Zustimmungen oder einseitige Ängste zu verfallen.

 

Wirkliches Interesse für den anderen Menschen und sinnstiftende Impulse erheben den gemeinsamen Luftkreis zu einer neuen verbindenden Qualität

Rudolf Steiner erwähnte schon damals vorausschauend auf unsere Zeit, das wirkliche Interesse für den anderen Menschen als einen zentralen Aspekt für die soziale Not unserer Gegenwart. Wäre es in Zeiten von Corona nicht gerade elementar wichtig Begegnungen zu anderen Menschen, gerade auch wenn diese vielleicht einer sogar gegenteiligen Ansicht sind polaritätsfrei zu begegnen? 

Ja braucht es nicht gerade in diesen so polar aufgespannten Zeiten übergeoerdnete und sinnstiftende Inhalte und Gedanken, welche Menschen in übergeordneter Menschenwürde verbinden?