Bedeutend ist sie, unsere Zeit – herausfordernd ja, aber sie eröffnet auch besondere Entwicklungsmöglichkeiten, ja man möchte sagen Entwicklungsaufrufe.
Was ist mit Individueller Spiritualität eigentlich gemeint? Tatsächlich ist es ein zentrales Element was unserer Zeit fehlt: Spiritualität. Mit Spiritualität aber sind hier keine esoterischen Alternativformen zum herausfordernden Lebensalltag gemeint, sondern tatsächliche Inhalte, seelisch-geistige Zusammenhänge aus besten Quellen, die in sich Substanz und Wahrheit tragen, die eine potentiell innerste Wärme- und Verwandlungskraft besitzen. So braucht es mehr denn je gute und substanzielle Inhalte, authentische spirituelle Inhalte und zwischenmenschliche Begegnungen, in denen Inhalte lebendig werden. Und: Es braucht die Individualität des Menschen. Diese beiden Dinge müssen auf bestmögliche Weise zusammenkommen, sich durchdringen, damit Neues, Heilendes und Kulturschaffendes entstehen kann.
Wir leben in einer Zeit bedeutender Umbruchprozesse. Alte Strukturen in der Gesellschaft lösen sich auf aber ebenso in uns. Neues möchte mutig geboren werden, SInnhaftes ergriffen und in das Leben durch die Individualität getragen werden. Mit individueller Spiritualität sind geradewegs jene bedeutenden Ablöseprozesse angesprochen, dass der individuelle Mensch nun eigenständiger, aktiver aus den Kräften seines Bewusstseins, man könnte auch sagen aus seiner Seele, das Leben führen und gestalten lernt.
Daher müssen diese beiden wertvollsten Elemente sich regelrecht vermählen: Die Individualität des Menschen und bestmögliche, wahre Lebensziele und Inhalte, die ihre mutige Ausformung durch den Menschen erhalten. Dies verwandelt den Menschen, läßt ihn reifen und hebt ihn über Altes hinaus zu neuen und größeren Lebensidealen für die er Verantwortung übernehmen lernt. Genau diese Prozesse konkret zu üben und heranzubilden hat sich unsere Akademie zur Aufgabe gemacht.
Keinesfalls meint individuelle Spiritualität nur ’sein Eigenes zu machen‘, wie es heute oft leichtfertig bequem proklamiert wird. Nein, es liegt tatsächlich eine Grenze, eine Schwelle vor dem Menschen, die er überschreiten lernen muss. Diese Schwelle aber weist Alles zurück was aus den üblichen, oft konsumgeprägten Gewohnheitskräften des Menschen und seinen Veranlagungen stammt. Das ist das Wesentliche. Unsere Zeit und ihr sich aufbäumender Materialismus trägt als wichtigstes Symptom, eine seelisch passive Haltung oder auch eine einseitig-vitale Haltung, die es noch nicht wirklich wagt, eigenständig sich den Kräften seines Bewusstseins kreativ und erschaffend bedienen zu lernen. Stark sind wir geprägt von Bequemlichkeit und Erwartung, vom Nutzprinzip in dem wir immer gut und sicher in unserem bisherigen Lebensverständnis weiteragieren können. Es ist wie ein Jugendlicher, bei dem eine Versetzung in eine nächste Stufe oder Klasse ansteht und man sich oftmals aus bewussten oder unbewussten Ängsten davor verwehrt.
Es hilft aber nichts. Die geistige Welt will genau das von uns, das wir aktive Entwicklungsschritte machen und dabei sowohl im äußeren als auch in uns selbst alte, unbrauchbare oder zu einem Endpunkt gelangte Strukturen überwinden und verwandeln lernen. Der Mensch besitzt Bewusstseins- oder Seelenkräfte. Diese kann er aktiv schulen, entwickeln und gebrauchen. Gleichzeitig benötigt er, wie eingangs erwähnt, gute und wahre Inhalte, die in sich Geist- und Wahrheitssubstanz tragen, das wäre mit Spiritualität eigentlich gemeint.
Das bedeutet, der Mensch lernt mit seelisch aktiver Bewusstheit wahre, für die Entwicklung taugliche Inhalte im besten Sinne Denken, im rechten Sinne ergreifen und ausgestalten zu lernen, bis diese mit Lebendigkeit und wachsender Empfindungssubstanz in und durch ihn leben. Ja sogar bis diese ein Teil seiner Persönlichkeit und damit auf freilassende und gleichzeitig verbindende Weise sozialfähig werden.
Das Bedeutende ist dabei, dass der Mensch dann auf zunehmende Weise sich schaffend, ja erschaffend, gestaltend und verwandelnd erlebt. Er lernt sein Leben in der aktiven Auseinandersetzung mit besten Übungen, Inhalten und Sinnzusammenhängen zu führen. Neue Lebenskräfte entstehen genau durch diesen mutigen Prozess und beleben nicht nur den Menschen selbst, sondern auch sein Umfeld. Es ist eine natürliche Konsequenz, dass genau dadurch auch die Gesundheit und der Körper als sich manifestierender Ausdruck im besten Sinne in ihrer Kondition verbessern. Heilendes und Verwandelndes entsteht nicht durch passiv-rezepetive Aufnahme von außen, sondern durch eigene, aktive Auseinandersetzung mit sinngebender Gestaltungskraft. Sei es bspw. in der Praxis mit Yogaübungen, in sozialen Begegnungen, im Beruf, in der Begegnung mit der Natur. Überall! Genau darin liegt die Bedeutung des gewählten Titelbildes, einer Sonne auf welche die Strahlen sogar zufließen und aus diesem Vorgang Lebenskräfte durch das schöpferische Aktivsein des Mensch erschaffen werden. Es ist die schöpferisch-gebende Kraft des Menschen hiermit angesprochen. Ja, dieses Wort findet hier seinen besten Gebrauch, der Mensch wird kreativ-schöpferisch, aus weiteren und größeren Ideen und Idealen, aus geistig wahren Inhalten heraus lernt er dem Leben kreativ und forschend gegenüberzutreten. Der Mensch wird zum Gestalter und Sinngeber oder auch Sinnerlebender des Lebens.
Dies wäre auch eine unmittelbar friedensstiftende Kraft, die so durch den Menschen unmittelbar ausströmt. Er übersteigt das passive Konsum- und Erwartungsprinzip und lernt wahre Inhalte durch sich und im Leben langsam ausdrücken zu lernen. Dieses dynamisch-kreative Aktivsein, dass nun nicht mehr kompensatorischen Formen unterliegt, entspricht tatsächlich auch dem inneren Wunsch unserer Seele – in der Sprache des Yoga könnte man sagen – dem Herzchakra oder dem Zentrum unserer Seele.
Dies sind zusammenfassende Gedanken, die einen großen Prozess beschreiben, der in der Krise unserer Zeit regelrecht in die Geburt kommen möchte. Es ist dies kein Automatismus und birgt manche Herausforderung in sich aber jeden aktiven Schritt wird der Mensch als gesundend, aufrichtend und richtungsweisend erleben. Die Individualität und durch ihr Aktivsein formt sich eine größere Idee, langsam in das Leben hinein aus. Der Mensch trägt ein Stück Himmel durch seine mutige Individualität auf die Erde. Der so schöpferisch tätige Mensch, ist das aktive und verbindende Glied, welches diese Synthese von Geist und Welt fortwährend neu und tiefer erzeugt. Eine Sonnenkultur wird durch den Menschen geboren.
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