Menschenbild

 

Der Begriff des Menschenbildes ist durchaus interessant, weil es auf die zugrunde liegende Vorstellung verweist, die wir dem Leben, dem Menschsein und dem damit verbundenen Werteverständnis bewusst oder unbewusst beimessen. In den verschiedenen Kulturen und Zeiten der Geschichte prägten oft sehr unterschiedliche Vorstellungen das Denken, Fühlen und Handeln des Menschen und gaben gewissermaßen dem Leben eine Art Grundmotiv.  Das Menschen- oder auch Weltbild der alten Ägypter beispielsweise prägte entscheidend das innerste Werteempfinden des Einzelnen und des gesamten Staates und überspann wie ein großer Bogen ihr Lebensverständnis aus dem sie handelten, fühlten und dachten. 

Wie ein großer Bogen kann tatsächlich das Menschenbild gedacht werden, dass unsere Lebensmotive in einen oft sogar unbewussten moralischen Kontext einbettet. Für einen Arzt wird das heutige schulmedizinische Verständnis meist ganz selbstverständlich sein, bzw. er wird dies durch seine Ausbildung und Prägung übernehmen und sein Verständnis von Gesundheit, Krankheit und Therapie daraus ableiten. Vor vielleicht 300 Jahren leitete den damals tätigen Arzt sicher ein doch unterschiedliches Grundverständnis von dem wie er Krankheit und Heilung verstand.  

Hier kommt nun als eine zentrale Signatur die Individualität des Menschen ins Spiel, weil sie es ist, die ein z.B. übernommenes oder durch Prägung erworbenes Menschenbild hinterfragen, erweitern, tiefer durchdringen oder vielleicht auch für ihn zu ändern vermag.  

So erlebte – um beim Beispiel des Arztes zu bleiben – Paracelsus im Mittelalter mit seinem erweiterten Menschenbild unter seinen ärztlichen Kollegen große Anfeindungen und wurde als Häretiker und Ketzer vielfach verunglimpft.  

 

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Die Unterscheidung von Körper, Seele und Geist

 

Man könnte auch schreiben – die Einheit von Körper, Seele und Geist. Tatsächlich bildet diese Dreiheit eine faszinierende Einheit. Damit dieses bestehende Zusammenwirken aber in seiner Realität genauer erlebt werden kann, bedarf es seine einzelnen Glieder genauer kennen- und differenzieren zu lernen. 

 

Der Körper

Der Körper scheint durch seine Physis am leichtesten zugänglich zu sein, doch muss der Leib im Lichte der Geisteswissenschaft ebenso in seinen Zusammenhängen mit der sogenannten Seele und einer geistigen Wirklichkeit gesehen werden. Somit ist der Körper eigentlich eine Art physischer Abdruck oder Ausdruck, eine Art Manifestation seelisch-geistiger Prozesse und somit ist er niemals als eine für sich getrennt stehende Einheit zu verstehen. Der Körper als sichtbares Wesensglied des Menschen äußert verschiedenste und individuell unterschiedlich bedingte Konditionen. So kann der Leib des Menschen an bestimmten Stellen zugänglicher, durchdrungener oder gestalteter erscheinen oder gegenteilig ebenso verhärtet, wie aus dem Zusammenhang gefallen und entfremdet erlebt werden. Auch mögen sich in bestimmten Bereichen Dispositionen oder Krankheitsprozesse manifestieren, die – auch wenn sie medizinisch behandelt werden müssen – in einem weiteren Zusammenhang ihres Entstehens zu betrachten sind. Vor allem mit der seelischen Ebene oder anders ausgedrückt, mit den individuellen Bedingungen, als auch dem damit in Verbindung stehendem Sozialgefüge in das der Mensch eingebunden ist. 

Aus geistiger Sicht wird der Körper von Geistforschern als eine Art mikrokosmischer Abdruck eines makrokosmischen, universalen oder größeren Geschehens betrachtet. So steht bspw. auf einfach nachvollziehbare Weise das Herz und der Blutkreislauf mit dem makrokosmischen Sonnenprinzip in Verbindung. Diese Zusammenhänge nun lassen sich auf faszinierende Weise sehr konkret erforschen und in ihren weisheitsvollen Gesetzmäßigkeiten durchdringen. Die Chakrenlehre mit ihren sieben Energiezentren die mikrokosmisch im Leib vertikal angelegt sind, beschreiben genau diese lebendige Analogie zwischen einem größeren, universalen Prinzip und dem sich im individuellen Menschen spiegelnden Abdruck dieses bestehenden Zusammenwirkens.

 

Die Seele

Die Summe unseres Bewusstseins, sowohl des tagwachen Wahrnehmens wie auch das Unterbewusstseins können wir dem seelischen Erleben zurodnen. So besitzt der Mensch drei wertvolleste Grundwerkzeuge seines Bewusstseins und diese benennen wir mit dem Denken, dem Empfindungs- oder Gefühlsleben und schließlich mit dem Willen oder der Handlungslraft. Wie oben bereits erwähnt können wir das Seelenleben ganz wesentlich den sogenannten Chakren zuordnen. Ein Chakra oder Energiezentrum können wir als Seelenregion, als eine Art Sinnesorgan der Seele verstehen. Diese spezifischen Regionen unseres Seelen- und Bewusstseinslebens lassen sich unmittelbar in ihren Eigenschaften und schöpferischen Qualitäten schulen und heranbilden. Das im Menschen angelegte Seelenleben steht mit einem größeren makrokosmischen Prinzip im konkreten Zusammenhang und so können wir den Bewusstseinsleib auch als sogenannten Astralleib benennen. Die Heimat der Seele wäre aus dieser Sicht eigentlich der größere Kosmos mit dem die Seele in jedem Augenblick korresponidiert und nach dem Tode wieder gänzlich in diese Welt einkehren wird. 

So wie unsere Seele mit dem größeren makrokosmischen Prinzip in Verbindung steht, so steht unser Bewusstsein oder Astralleib ebenso mit unserem sozialen Umfeld wie allgemein mit unseren Mitmenschen in Verbindung. Die zwischenmenschlichen Begegnungen und die daraus resultierende Sozialität spiegeln ganz wesentlich unsere seelische Kraft der Beziehungsfähigkeit. Diese kann gesünderen Wahrnehmungen und beziehungsfreudigen Qualitäten entsprechen oder auch, wie es vielfach heute der Fall ist, wachsenden Entfremdungen und Isolationen, ja regelrechten Einschnürungen unterliegen.

 

 

Der Geist

Der Geist wäre wohl als die wichtigste oder innerste Instanz des Menschseins zu nennen und doch haben wir hierüber meist das geringste Verständnis bzw. meist kein wahrnembares Erleben zu dieser tranzendenten Dimension, die wir als höchstes Wesensglied und Zentrum des Menschseins annehmen können. So wir wir dem Körper die Materie und Erde zurordnen können, so gleichermaßen der Seele das Bewusstseinserleben und in Analogie hierzu den sog. Kosmos mit seinen sieben Planetensphären oder Himmeln, wie sie von Rudolf Steiner oder Heinz Grill beschrieben werden. Der geistigen Ebene können wir nun den Wesenskern des Menschen zuordnen und sie durchaus auch mit der Herzregion des Menschen in Beziehung bringen. Diese geistige oder innerste Ebene des Menschen dürfen wir nach Erkenntnis der Geistforscher mit den rein geistigen Welten, die noch höher als die seelischen Welten liegen in Zusammenhang bringen. Diese rein geistigen Welten werden beschrieben als Welt der reinen Ideen und geistigen Urbilder – also eine Dimension des rein schöpferisch-liebeskräftigen Schaffens und Wirkens.

Tatsächlich läßt sich aber doch recht konkret eine zentrale Instanz der geistigen Ebene zuordnen: Dies ist der klare und konkrete Gedanke. Der Gedanke in seiner eigentlichen Form und Subtsanz können wir also also dem geistigen Dasein zuordnen. Somit gewinnt die Ebene des Denkens als seelische Fähigkeit in diesem Übungsweg eine vorrangie Bedeutung, weil sie unmittelbar mit dem realen Geiststoff des Gedankens schöpferisch und gestaltbildend arbeitet. Dieses schöpferische Umgehen mit dem was der Gedanke ist, können wir als eine unmittelbare Fähigkeit des Iches oder unseres Selbstes verstehen. Somit können wir den Gedanken, wie auch unser Selbst oder unser Ich als rein geistige Substanz verstehen. Dieses Ich, wie es hier verstanden wird, bildet das Gegenteil zu dem kleinlichen, gebundenen Ego, zudem man in anderem Sinne ebenfalls oft ‚ich‘ sagt. Die Entwicklung eines schöpferischen Denkens, also eines kreativ formenden Umgangs mit Gedanken und Vorstellungen ist unmittelbare Geistbewegung und Geisttätigkeit und kreiert in der Folge profunde seelische Empfindungen. Es ist eine Bewegung der Schöpferkraft des Menschen. Dieses Schöpferkraft, als kreierendes, lebendig-schaffendes Sein des Mesnchen bildet unmittelbar den Ausdruck seines geistigen Wirkens. So können wir schließluch auch das Feuer oder die Wärme als dasjenige Element zuordnen, welches der geistigen Ebene entspricht. Jedoch handelt es sich hierbei nicht um das physische Feuer, sondern um die geistige Form des Feuers und seiner verwandelnden Qulitäten. Das geistige Feuer, man kann es auch als Wärme- oder Feueräther bezeichnen wirkt zutiefst zentrierend, verinnerlichend und verankert ein gesundes Selbstgefühl in der Mitte des Menschen. Genau diese gesunde Wärme- und Geistsubstanz aber scheint dem Menschen in der heutigen Zeit nahezu wie geraubt und so unterliegt der Mensch unserer Tage sehr vielen Fremddeterminationen und Schwächungen seiner gesunden Indiviualkraft und damit seines Iches. 

 

So können wir zusammenfassend sagen: 

Körper – Physische Welt – Materie – Erde – greifbare Form – Manifestation und Ausdruck höherer Seinsprinzipien

Seele –  seelische/astrale Welt – Lichteswelten – Licht und Schatten – die sieben Himmelsphären welche den sieben Chakren zuzurdnen sind

Geist – geistige Welt/Devachan – schöpferische Licht- und Wärmewelten; die Welt der Urbilder und Ideen; unmittelbares schaffendes, liebeskräftiges Wirken

 

Das Menschenbild des Neuen Yogawillen

Dem Menschenbild des Neuen Yogawillen liegt ein seelisch-geistig geprägtes Verständnis des Menschen als viergliedriges Wesen zugrunde. Ähnlich wie von Rudolf Steiner in der Anthroposophie beschrieben, greift Heinz Grill dieses Bild aus seiner Erkenntnissicht auf,

in dem man ein zugrunde liegendes Selbst, einen Astralleib, einen Ätherleib und einen physischen Leib als Vierheit dem Menschen zuordnet.

Der Wesenskern des Menschen wird als das Ich oder Selbst beschrieben und beszeichnet die geistige oder schöpferische Instanz im Menschen. Dies wird sozusagen umkleidet durch den Astralleib, welchen wir als die Summe des seelischen Lebens oder als das Bewusstsein des Menschen beschreiben können. Der Astralleib umfasst die tätigen Seelenkräfte des Denkens, Fühlens und des Wollens. Schließlich besitzt der Mensch einen Ätherleib, den wir als die Summe der Lebenskräfte des Menschen beschreiben können, als diejenige Instanz, die fortwährend den Körper erhält, belebt und sozusagen die Energie für den Körper und das tätige Bewusstsein zur Verfügung stellt. Als äußerste und sichtbare Instanz besitzt jeder Mensch einen physischen Leib bzw. Körper.

Grundlegend für das Menschenbild des Neuen Yogawillen ist der jeder Seele im Innersten tief zugrunde liegende Wunsch nach Entwicklung, Reifung und Entfaltung der innersten Selbstkraft und der damit verbundenen Seelenkräfte.  So besitzt der Mensch sieben Chakren oder Energiezentren, die sich auch als Seelenregionen bezeichnen lassen. Die Seele des Menschen in ihren einzelnen Gliedern als auch die innerste Selbst- oder Schöpferkraft lassen sich gezielt entwickeln und in ihrer Kapazität heranbilden, veredeln und zu umfassenden Werkzeugen des erkennenden Bewusstseins schulen. Dieses gezielte Heranbilden und Schulen der schöpferischen Aktivität der Seelen- und Bewusstseinskräfte gewinnt im Neuen Yogawillen eine zentrale Bedeutung. In den verschiedenen Disziplinen und Fachbereichen studiert der Aspirant authentische seelisch-geistige Inhalte, die das jeweilige Fachgebiet erweitern und mit einer tieferen Sinngebung durchdringen. So beginnt man charakteristischerweise im Geiste, bzw. studiert die Inhalte und Ausdrucksformen einer geistigen Realität und diese werden schließlich in der weiteren Auseinandersetzung in eine sorgfältige Beziehung zu den verschiedenen Lebensgebieten gebracht. 

Auf die Yogaübungspraxis bezogen bedeutet dies, dass bspw. zu den einzelnen Körperübungen sogenannte Imaginationen, d.h. seelisch-geistige Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten in die Praxis und Auseinandersetzung auf sorgfältige Weise erarbeitet werden, die das gesamte Üben nun in einen erweiterten Kontext des Verständnisses, des feineren Erlebens und der ästhetischen Ausdrucksform kleiden. Dies geschieht aber keineswegs im Sinne einer nur intellektuellen Zuordnung. Vielmehr übt sich der so Praktizierende sein Bewusstsein aktiver und bewusster in seinen Gliedern des Denkens, Fühlens und Handelns das Üben zu veredeln und das Üben so auf inhaltsvolle Weise auf eine höhere Stufe zu führen. Er überschreitet ein nur passives, mechanisches oder auch rezeptives Übungsverständnis und führt es durch seine schöpferisch regsame Bewusstseinskräfte zu einem lebendigen und sinngebenden Gestaltungsvorgang. Dieses differenzierte und inhaltliche Aktivwerden der Bewusstseinskräfte erlebt der Übende als Entwicklung und als künstlerischen und lebensschaffenden Aufbauvorgang seiner Persönlichkeit und des jeweiligen Wirkungsfeldes.

Im klassischen Yoga, den man hier um der Unterscheidung willen auch als Alten Yogawillen benennen kann, übte sich der Aspirant mehr um Reinigung, Askese, oft verbunden mit einem Lebensrückzug. Die Ich- oder Selbstkraft sowie auch die Seelenkräfte wurden noch nicht – ähnlich wie in der mittelalterlichen Klosterkultur – bewusst geschult und ergriffen.

Vielmehr wurde in der Regel versucht die Seelenkräfte mehr zu  supprimieren und nicht selten durch willensgeprägte, ausdauernde Hinwendung zu bestimmten Arbeiten oder auch geistigen Inhalten zu reinigen. Wie eine Schale für ein Größeres oder geistiges Wirken wollte sich der Übende durch Abtötung des allzu weltlichen Lebens und der Sinne empfänglich machen.

Die Schulung der Selbstkraft und das damit verbundene bewusste Ergreifen der menschlichen Individualkraft aber gewinnt für eine zukünftige Kultur eine entscheidende Bedeutung. Diese Auseinandersetzung mit authentischen Inhalten, die einer reifen seelisch-geistigen Erkenntnissicht entspringen und die damit verbundene schöpferische Durchgestaltung der menschlichen Leibes- und Bewustseinskräfte ist für den Neuen Yogawillen charakteristisch und Ausdruck seiner die verschiedensten Lebensgebiete berührenden Gestaltkraft. 

So beginnt der Neue Yogawille nicht wie der Alte Yogawille im Leibe und versucht durch Reinigung, Askese und Ausdauer zum sog. Geiste zu gelangen, sondern er beginnt tatsächlich im Geistigen und seinen Inhalten selbst, welcher durch eine sich bewusst entfaltende Ich-Kraft studiert und in der weiteren Folge auf schöpferische Weise in die physisch-sozialen Lebenszusammenhänge geführt wird. 

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